Die gemeinen Gesichter der Borreliose - Blutsauger: unterschätzt und gefährlich

Sie leben im Gras, auf Sträuchern, im Unterholz und sind bis in den Herbst hinein aktiv: Zecken. Die kleinen Blutsauger können gefährliche Krankheitserreger übertragen, allen voran die Borrelien. Diese produzieren laufend Gifte, die Entzündungen und direkte Gewebeschäden verursachen können. Auch FSME-Viren, die das zentrale Nervensystem befallen können, gehen auf das Konto des „gemeinen Holzbocks“ (Ixodes ricinus). Das Risiko, eine Frühsommer- Meningoenzephalitis (Hirnhautentzündung) zu entwickeln, liegt bei bis zu 30 Prozent der Infizierten.1 Anlässlich der bevorstehenden Zeckensaison rät das Robert Koch-Institut (RKI) vor allem in Hochrisikogebieten zur FSME-Impfung

„Die Lyme-Borreliose ist in Deutschland die häufigste Zoonose, also vom Tier auf den Menschen übertragene Infektionskrankheit“, erklärt Dr. med Rudolf Inderst von der Medizinischen Enzym- Forschungsgesellschaft e.V. (MEF). Nach Erhebungen des RKI liegt die Inzidenz bei ca. 49 Erkrankungsfällen pro 100.000 Einwohner.2 „Verursacht wird die Lyme-Borreliose durch Spirochaten des Borrelia-burgdorferi-sensu-lato-Komplexes.“ Nach einem Stich können sich die beweglichen, spiralförmigen Bakterien im ganzen Körper ausbreiten. „Die Durchseuchung der Zecken mit dem Bakterium ist regional und je nach Entwicklungsstadium der Tierchen unterschiedlich hoch und liegt hierzulande zwischen drei und 30 Prozent, in einigen Regionen sogar bei bis zu 50 Prozent.“

Unbemerkt gestochen, eine schleichende Gefahr

Infizieren kann sich jeder – in Natur und Garten oder bei Haus und Wildtierkontakten. Spürbar ist der Zeckenstich nicht, da die raffinierten Blutsauer eine betäubende Substanz abgeben. Mitunter treten Beschwerden erst Wochen bis (acht!) Jahre nach Infektionsbeginn auf.3,4 „Dass Zeckenstiche unbemerkt bleiben können, hängt auch damit zusammen, dass eine sichtbare Wanderröte (Erythema migrans) im Bereich der Stichstelle bei ca. jedem zweiten Betroffenen ausbleibt“,5 sagt Dr. Inderst. „Tritt sie auf, ist das der eindeutige Beweis für eine Infektion.“

Tückisches Chamäleon der Medizin

Im Frühstadium sind grippeähnliche Symptome typisch. Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, Unwohlsein, Müdigkeit, Herzrasen oder Gelenkbeschwerden. „Es folgen Manifestationen in verschiedenen Organ- und Gewebesystemen, möglicherweise mit Sehstörungen, Schwindel, anfallsweisem Schwitzen, verändertem Blutdruck, Störungen der Blasenfunktion oder auch Menstruationsstörungen bei Frauen.“ Genau diese Vielfalt, so der Experte, macht es selbst für Ärzte zumeist schwierig, dem „gemeinen Holzbock“ auf die Schliche zu kommen.

„Ein Zeckenstich ist keine Bagatelle“

Zeigen sich im Spätstadium Lähmungserscheinungen oder Taubheitsgefühle in den Gliedmaßen, wird der Begriff der „Neuroborreliose“ verwendet. Bei drei bis 15 Prozent aller Patienten kommt es zu einer neurologischen Manifestation.6 „Sie äußert sich mitunter durch Schmerzen an ungewöhnlichen Stellen wie dem Fersen-, Schien- oder Brustbein“, macht Dr. Inderst deutlich. „Zudem sehen wir viele Patienten mit chronischentzündlichen Erkrankungen – von rheumatoider Arthritis bis hin zu Multipler Sklerose – für die teils mehrere Jahre keine Ursache gefunden wurde. Bis auch eine Borreliose abgeklärt wurde.“

Der Appell des Mediziners: „Ein Zeckenstich ist keine Bagatelle. Insbesondere in der Zeckensaison muss bei entsprechender Symptomatik viel früher auch an einen Zeckenstich gedacht werden!“ Ärzten steht hier bei Bedarf ein Antikörpernachweis durch Blutuntersuchung zur Verfügung.

Gelenkbeschwerden, rheumatischen Erkrankungen

Die gefährlichen Borrelien befinden sich im Darm der Zecke. Daher muss die Zecke eine längere Zeit saugen, bevor Erreger übertragen werden: Das Infektionsrisiko steigt nach einer Saugdauer von 48 Stunden deutlich an.

Anders bei FSME: Hier erfolgt die Übertragung der Viren schon innerhalb kurzer Zeit nach dem Stich. Es ist daher nach jedem Aufenthalt in der Natur wichtig, den Körper und die Kleidung gründlich nach Zecken abzusuchen.

Nach einem Stich, sollten alle Teile der Zecke mit einer Pinzette oder Zeckenzange entfernt werden, um eine Entzündung zu vermeiden. Hierzu greift man die Zecke nahe der Hautoberfläche (niemals am vollgesogenen Körper!) und zieht sie langsam und gerade aus der Haut. Sie sollte dabei nicht gedreht werden. Nach Entfernung die Wunde sorgfältig desinfizieren.

Behandlung mit Antibiotika: Je früher, desto besser

Die gute Nachricht: Mit einer möglichst frühen Antibiotikagabe (Beta-Laktam-Antibiotika, Doxycyclin) lässt sich eine Borreliose gut behandeln. „Begleitend bietet sich der Einsatz von Enzymen an, die mit antioxidativen Schutzstoffen sowie Omega 3-Fettsäuren kombiniert werden sollten“, so Dr. Inderst (z. B. „Innovazym PLUS Omega-3“, rezeptfrei in Apotheken erhältlich).

Wie Enzyme auf natürliche Weise helfen können

Die Abwehrkräfte spielen bei der Multisystemerkrankung Borreliose eine enorme Rolle. Denn die entzündlichen Prozesse, die den Beschwerden zugrunde liegen, können auch das Herz befallen, mahnt Rudolf Inderst. „Um den Organismus in der Entzündungsbekämpfung zu unterstützen, haben sich Enzyme bewährt. Als biologische Katalysatoren können sie den zellulären Stoffwechsel lenken und beschleunigen. Auf diese Weise können sie auch Immunreaktionen, die durch Krankheitserreger ausgelöst werden, verhindern oder zumindest reduzieren.“

Gegen FSME ist eine Impfung möglich

Darüber hinaus ist in Hochrisikogebieten eine FSME-Impfung sinnvoll. FSME beginnt wie Borreliose zunächst mit grippeähnlichen Beschwerden (Inkubationszeit sieben bis 14 Tage). In der zweiten Phase können Hirn- bzw. Hirnhautentzündungen sowie Entzündungen des Rückenmarkgewebes folgen, verbunden mit zum Beispiel Krämpfen, Gang-, Bewusstseins- und Atmungsstörungen. Durch eine Steigerung der Impfquoten könnte ein hoher Anteil der auftretenden FSME-Erkrankungen verhindert werden, so das RKI. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die FSMEImpfung vor allem in Bayern, Baden-Württemberg, Südhessen und im südöstlichen Thüringen. Einzelne Risikogebiete befinden sich zudem in Mittelhessen (LK Marburg-Biedenkopf), im Saarland (Saar-Pfalz-Kreis), in Rheinland-Pfalz (LK Birkenfeld) und in Sachsen (LK Vogtlandkreis).1

Die medizinischen Informationen dieser Pressemitteilung nach dem aktuellen Wissensstand der Medizinischen Enzymforschungsgesellschaft e.V. ersetzen nicht die ärztliche Beratung bzw. Diagnose/Therapie gesundheitlicher Probleme.

1Epidemiolog. Bulletin Nr. 17 vom 27. April 2017, Robert Koch-Institut: FSME: Risikogebiete in Deutschland. Bewertung des örtlichen Erkrankungsrisikos. ISSN 1430-0265 (Druck) PVKZ A-14273.
2Epidemiolog. Bulletin Nr. 8 (2015); 1-8. Robert Koch Institut: Meldepflicht für Lyme-Borreliose in Bayern – eine erste Bilanz.
3 Steere, AC: Lyme disease. N Engl J Med 321 (1989); 586–596.
4 Hassler, D.: Langzeitbeobachtungen zum Krankheitsbild der Lyme-Borreliose in einem Endemiegebiet. Habil (1997); Phasengerechte Therapie der Lyme-Borreliose. Chemother. J 15 (2006); 106-111.
5 Deutsche Borreliose-Gesellschaft e.V., Jena: Diagnostik und Therapie der Lyme-Borreliose. Leitlinien Auflage Mai 2011.
6 Halperin JJ: Lyme disease. A multisystem infection that affects the nervous system. Continuum (Minneap Minn) (2012) Dec; 18 (6 Infectious Disease):1338-1350; Huppertz HI, Böhme M, Standaert SM, Karch H, Plotkin SA: Incidence of Lyme borreliosis in the Würzburg region of Germany. Eur J Clin Microbiol Infect (1999) Dis 18 (10): 697-703.

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